
Dolibarr ERP & CRM erfreut sich in der Open-Source-Community großer Beliebtheit – vor allem wegen seiner modularen Architektur, Benutzerfreundlichkeit und Flexibilität. Ein entscheidender Grund für die wachsende Verbreitung bei kleinen und mittleren Unternehmen, Freiberuflern sowie größeren Organisationen ist die einfache Möglichkeit, das System an spezifische Geschäftsbedürfnisse anzupassen. Neben dem Standardfunktionsumfang bietet Dolibarr vielfältige Optionen zur individuellen Gestaltung – insbesondere durch Themes und Plugins.
In diesem ausführlichen Leitfaden zeigen wir Ihnen, wie Sie Dolibarr vollständig an Ihre Anforderungen anpassen können – sei es durch die visuelle Anpassung mit Themes oder durch funktionale Erweiterungen mittels Plugins. Ob Unternehmer oder Entwickler – dieser Leitfaden liefert das notwendige Wissen, um das volle Potenzial von Dolibarr auszuschöpfen.
Grundlagen der Dolibarr-Architektur
Bevor wir uns den Themes und Plugins widmen, ist ein grundlegendes Verständnis der Architektur von Dolibarr wichtig. Das System basiert auf PHP und MySQL und folgt einem modularen Aufbau. Jedes Modul funktioniert weitgehend unabhängig, sodass Funktionen je nach Bedarf aktiviert oder deaktiviert werden können. Diese Modularität bietet nicht nur Flexibilität, sondern erleichtert auch Anpassungen und Updates.
Dolibarr verwendet ein templatebasiertes System für die Benutzeroberfläche – bestehend aus PHP, HTML und CSS. Themes befinden sich in einem speziellen Verzeichnis und können verändert werden, ohne den Kerncode zu berühren. Plugins wiederum werden in einem separaten Ordner installiert und lassen sich über das Administrationsmenü verwalten.
Warum Dolibarr anpassen?
Durch eine Anpassung schaffen Unternehmen ein ERP-System, das ihre Arbeitsprozesse widerspiegelt, die Benutzerfreundlichkeit erhöht und die Markenidentität stärkt. Die Hauptgründe für eine individuelle Anpassung sind:
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Verbesserte Nutzererfahrung durch eine intuitive Oberfläche.
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Visuelle Anpassung an das eigene Corporate Design (Logos, Farben, Layouts).
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Erweiterung um Funktionen, die im Standardumfang nicht enthalten sind.
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Integration externer Plattformen (z. B. E-Commerce, Zahlungssysteme, Kommunikationstools).
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Prozessautomatisierung durch maßgeschneiderte Module.
Themes in Dolibarr verwenden
Themes bestimmen hauptsächlich das visuelle Erscheinungsbild der Benutzeroberfläche – darunter Layout, Farbgestaltung, Schriften und Icons. Standardmäßig liefert Dolibarr ein schlichtes, funktionales Theme mit. Für Unternehmen mit besonderen Anforderungen oder Branding-Vorgaben bietet sich jedoch die Nutzung oder Entwicklung eines eigenen Themes an.
Themes finden und installieren
So installieren Sie ein neues Theme in Dolibarr:
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Laden Sie das Theme als ZIP-Datei von einer offiziellen Quelle wie Dolistore, GitHub oder einem Forum herunter.
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Entpacken Sie die Datei und kopieren Sie den Theme-Ordner in das Verzeichnis
/htdocs/theme/
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Gehen Sie zu Setup > Anzeige > Theme und wählen Sie das neue Theme aus.
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Speichern Sie die Änderungen – das Theme wird sofort übernommen.
Ein eigenes Theme erstellen
Wenn Sie vollständige Kontrolle über die Benutzeroberfläche möchten, können Sie ein eigenes Theme entwickeln:
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Vorlage duplizieren: Kopieren Sie ein vorhandenes Theme (z. B. „eldy“) und benennen Sie es um.
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CSS und Bilder anpassen: Bearbeiten Sie die Datei
/theme/ihrtheme/style.css.php
, um das Design zu verändern. -
Layout-Struktur anpassen: Bei Bedarf können Sie auch PHP-Dateien bearbeiten, die für den Seitenaufbau zuständig sind.
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Responsivität testen: Stellen Sie sicher, dass das Theme auf verschiedenen Geräten korrekt dargestellt wird.
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Versionskontrolle verwenden: Speichern Sie das Theme in einem Git-Repository für eine bessere Wartung.
Themes können auch mit eigenen Icons, JavaScript oder bedingtem CSS erweitert werden – solange sie die Hauptfunktionen nicht beeinträchtigen.
Best Practices für Theme-Anpassungen
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Ändern Sie niemals das Standardtheme direkt – arbeiten Sie immer mit einer Kopie.
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Achten Sie auf Performance – vermeiden Sie große Bilder oder überflüssigen Code.
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Verwenden Sie eine konsistente Namenskonvention für CSS-Klassen.
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Dokumentieren Sie Ihre Änderungen.
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Testen Sie Ihr Theme bei jedem Update auf Kompatibilität.
Plugins und Module: Funktionen erweitern
Plugins (auch Module genannt) sind Erweiterungen, die neue Funktionen zu Dolibarr hinzufügen. Im Gegensatz zu Themes greifen sie in die Logik und Datenverarbeitung ein. Plugins sind das wichtigste Werkzeug, um Dolibarr mit anderen Systemen zu verbinden oder unternehmensspezifische Prozesse zu realisieren.
Plugin-Typen
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Offizielle Module: Diese sind in Dolibarr enthalten und können bei Bedarf aktiviert werden (z. B. Rechnungsstellung, Projekte, HR).
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Drittanbieter-Plugins: Von externen Entwicklern erstellt – erhältlich z. B. über Dolistore oder GitHub.
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Individuelle Module: Speziell für ein Unternehmen entwickelt – intern oder durch Dienstleister.
Plugin-Installation in Dolibarr
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Laden Sie die ZIP-Datei des gewünschten Moduls herunter.
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Entpacken Sie die Datei und kopieren Sie den Ordner in das Verzeichnis
/htdocs/custom/
. -
Melden Sie sich als Administrator an und navigieren Sie zu Home > Konfiguration > Module/Apps.
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Klicken Sie auf Aktivieren neben dem neuen Modul.
Gut entwickelte Plugins fügen sich nahtlos in das System ein.
Ein eigenes Plugin entwickeln
Die Entwicklung eines Plugins erfordert Kenntnisse der Dolibarr-Modulstruktur. Ein Standardmodul enthält:
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Eine Beschreibungsdatei (
mod<modulname>.class.php
) zur Registrierung. -
SQL-Dateien für die Erstellung von Datenbanktabellen.
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PHP-Dateien für Logik und Benutzeroberfläche.
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Sprachdateien zur Übersetzung.
Dolibarr stellt eine ausführliche Dokumentation sowie Beispieldateien zur Verfügung.
Wichtige Konzepte bei der Plugin-Entwicklung
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Hooks (Einhängepunkte): Ermöglichen es, eigenen Code in bestehende Prozesse einzubinden.
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Trigger (Auslöser): Führen Aktionen nach bestimmten Ereignissen aus (z. B. nach dem Erstellen einer Rechnung).
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Berechtigungen: Zugriffsrechte lassen sich sehr fein konfigurieren.
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Menüeinträge und Tabs: Plugins können neue Menüpunkte oder Reiter hinzufügen.
Sicherheitsaspekte bei Plugins
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Validieren und bereinigen Sie alle Benutzereingaben.
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Beachten Sie die Benutzerrechte und Zugriffskontrollen von Dolibarr.
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Vermeiden Sie ungeschützte API-Endpunkte.
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Aktualisieren Sie Plugins regelmäßig.
Empfohlene Plugins zur Erweiterung
Einige beliebte Module sind:
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Mehrwährungs-Management: Ideal für internationale Geschäfte.
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Erweitertes Zeiterfassungssystem: Für Projekt- und Mitarbeitertracking.
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Digitale Signaturen: Für rechtsgültige Dokumente.
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WooCommerce-/PrestaShop-Schnittstellen: Verbindung mit Online-Shops.
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Individuelle PDF-Vorlagen: Für Angebote, Rechnungen etc.
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E-Mail-Marketing-Integration: Anbindung an Mailchimp, Sendinblue usw.
Bezugsquellen für Plugins und Themes
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Dolistore.com: Offizieller Marktplatz.
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GitHub: Community-getriebene Projekte.
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Dolibarr-Forum: Tipps, Fragen und Austausch.
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NextGestion.com: Anbieter professioneller Dolibarr-Module.
Pflege und Wartung Ihrer Anpassungen
Bei jeder Dolibarr-Aktualisierung sollten Sie Ihre Anpassungen überprüfen:
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Nutzen Sie Versionsverwaltungstools wie Git.
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Lesen Sie die Changelogs vor jedem Update.
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Testen Sie Änderungen in einer Staging-Umgebung.
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Vermeiden Sie Änderungen am Core-Code.
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Führen Sie regelmäßige Code-Reviews durch.
Backups und Wiederherstellung
Schützen Sie Ihre Investitionen:
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Automatisieren Sie Backups von
/htdocs
und der Datenbank. -
Führen Sie ein Änderungsprotokoll.
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Dokumentieren Sie Plugin-Versionen und Abhängigkeiten.
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Testen Sie Wiederherstellungsprozesse regelmäßig.
Fazit
Die Anpassbarkeit von Dolibarr über Themes und Plugins gehört zu seinen größten Stärken. Ganz gleich, ob Sie das Design personalisieren oder Funktionen erweitern möchten – Dolibarr bietet die nötige Flexibilität, um Ihr ERP maßgeschneidert zu gestalten.
Dabei ist ein systematischer und sicherer Ansatz wichtig. Themes sollten responsiv und kompatibel sein, Plugins müssen sicher, effizient und zukunftsfähig entwickelt werden. Wer Best Practices befolgt und die Community einbindet, kann Dolibarr auf hohem Niveau betreiben.
Wenn Sie gerade erst anfangen, beginnen Sie mit einfachen Anpassungen – zum Beispiel mit einem Theme oder einem Plugin. Mit wachsender Erfahrung können Sie das System nach und nach vollständig an Ihre Anforderungen anpassen. Für komplexe Projekte empfiehlt sich die Zusammenarbeit mit zertifizierten Partnern.